Will der Iran Donald Trump töten? Das berichtet heute die New York Times unter Berufung auf Geheimdienstkreise. Ihr zufolge gibt es Hinweise auf derartige Pläne, weswegen auch die Sicherheit für Trumps Wahlkampfveranstaltungen in letzter Zeit erhöht worden sei.
Die meisten Kommentatoren halten das für völlig verrückt, und der Iran selbst streitet natürlich alles ab. Aber ich bin mir da nicht so sicher. Wie ich heute in einem Interview mit dem RND erkläre, führen der Iran und speziell die Iranischen Revolutionsgaren seit Jahren eine Art „Schattenkrieg“ gegen den Westen und schrecken dabei auch vor extrem riskanten Operationen nicht zurück.
Aus Sicht Irans ist Trump ein Kriegsverbrecher, weil er im Jahr 2020 die Tötung von General Ghassem Soleimani befohlen hat. Soleimani war Anführer der Quds-Einheit der Islamischen Revolutionsgarden und gilt als Architekt der „Achse des Widerstands“ — einer Art Bündnis, durch das der Iran anti-westliche Akteure wie etwa Syrien, die Hisbollah, irakische Milizen, die Huthis im Jemen und die Hamas unterstützt und steuert.
Die Revolutionsgarden sind das „scharfe Schwert“ des Regimes – ein unabhängiges Militär mit eigener Streitmacht, eigenem Geheimdienst und einem „gigantischen“ Wirtschaftsimperium. Sie unterstehen dem Revolutionsführer und sind damit unabhängig von der politischen Richtung des jeweiligen Präsidenten. Also quasi ein Staat im Staate. Christoph Reuter vom Spiegel bezeichnet sie als „Irans Schattenherrscher”.
Wie ich in meinem im September erscheinenden Buch Die Rückkehr des Terrors ausführlich dokumentiere, haben die Revolutionsgarden seit 2018 allein in Westeuropa elf Anschläge geplant und durchgeführt. Nur drei davon zielten auf iranische Dissidenten oder Oppositionelle, während acht gegen jüdische und/oder israelische Ziele gerichtet waren.
In vielen Fällen versuchte der Iran dabei, seine Täterschaft zu verschleiern: Besonders seit 2021 kooperieren die Revolutionsgarden häufig mit lokalen „Profis“, also Auftragsmördern oder kriminellen Netzwerken – zuletzt bei versuchten Anschlägen auf israelische Botschaften in Brüssel und Stockholm.
Der letzte Fall in Deutschland liegt keine zwei Jahre zurück. Dabei kam es zu drei versuchten — und teilweise durchgeführten — Anschlägen auf Synagogen in Nordrhein-Westfalen sowie ein geplantes Attentat auf Josef Schuster, den Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland. Auftraggeber war der Deutsch-Iraner Ramin Yektaparast, ein mehrfach vorbestrafter Krimineller, der das Mönchengladbacher Chapter der Hell’s Angels gegründet hatte.
Yektaparast war bereits 2021 in den Iran geflohen, weil er unter Verdacht stand, ein anderes Gang-Mitglied ermordet zu haben. Sein neues Leben im Iran nahm er enthusiastisch an, posierte auf seinem Instagram-Account vor iranischen Flaggen und war auf einem anderen Foto bei einem Begräbnis eines Generals der Revolutionsgarden zu sehen.
Dass sein Plan aufflog, lag vor allem daran, dass die Person, die er für den Anschlag auf die Dortmunder Synagoge rekrutiert hatte, kalte Füße bekam und zur Polizei ging. Auch der Mossad verfolgte die Operation offenbar mit großem Interesse, denn Anfang 2024 wurde Yektaparast von einer israelischen Spezialoperation im Iran getötet.
Die einzige Verurteilung, die am Ende zustande kam, war die eines Attentäters in Bochum, den Yektaparast rekrutiert hatte. Das Oberlandesgericht Düsseldorf stellte dabei fest, dass die Planung auf „staatliche iranische Stellen“ — das heißt, die Revolutionsgarden — zurückging.
Wenn die Revolutionsgarden bereit sind, Anschläge auf deutschen Synagogen zu autorisieren, warum nicht auch einen Anschlag gegen Trump, der ihren Helden und Anführer Soleimani umbringen ließ?
Meine Meinung: Kaum jemand weiß, wie konkret die Anschlagspläne gegen Donald Trump waren. Tatsache ist: Die Revolutionsgarden sind eine hochgefährliche Organisation, der ein derartiges Komplott 100%ig zuzutrauen ist. Sie sollten als Terrorgruppe gelistet und verboten werden.
Ich bleibe an diesem Thema dran. Falls Sie Die Terrorlage noch nicht abonniert haben, sollten Sie dies unbedingt tun:
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