Warum warnen die Amerikaner vor Terror in Europa?
5 Gründe, weshalb Deutschland die Bedrohung durch den ISPK sehr, sehr ernst nehmen sollte
Das Pentagon hat am Wochenende die Terror-Warnstufe für US-Militärstützpunkten in Europa auf das zweithöchste Level — “Charlie” — angehoben. Das bedeutet, dass konkrete “Informationen vorliegen, die darauf hindeuten, dass eine terroristische Aktion oder ein Angriff auf Personal oder Einrichtungen wahrscheinlich ist”. Laut einem amerikanischen Beamten — den CNN zitiert — hat es “dieses Bedrohungsniveau seit mindestens zehn Jahren” nicht mehr gegeben.
Was steckt hinter der Warnung?
Ich habe keine Zweifel, dass es auch diesmal um Anschlagspläne des IS-Ablegers Khorasan — auch bekannt als Islamischer Staat Provinz Khorasan oder ISPK — geht. Das ist dieselbe Gruppe, die im April die Konzerthalle in Moskau angegriffen hat. Und die vor Weihnachten wohl einen Anschlag auf den Kölner Dom und den Stephansdom in Wien verüben wollte.
Der ISPK ist mittlerweile der weltweit ambitionierteste und aggressivste IS-Ableger. Sein Ursprung ist in Afghanistan, doch er rekrutiert sehr stark auch in Zentralasien und besonders unter Tadschiken. Khorasan ist die historische Bezeichnung für eine Region, die sich nicht nur über weite Teile Afghanistans und Pakistans erstreckt, sondern auch den Süden von Zentralasien (insbesondere die heutigen Staaten Tadschikistan, Usbekistan, Kirgistan und Turkmenistan) sowie den Nordosten des Irans umfasst.
Für mein neues Buch Die Rückkehr des Terrors, das im September erscheint, habe ich ein Kapitel über den ISPK geschrieben. Meiner Meinung nach ist die Gruppe eines von drei “Gesichtern” der bevorstehenden Terrorismuswelle. Wenn Sie nicht bis zum September warten wollen, dann abonnieren Sie schon jetzt diesen Substack:
Die Bedrohung durch den ISPK ist sehr, sehr ernst. Und dafür gibt es mindestens fünf Gründe:
Der ISPK versucht mit aller Macht, außerhalb der eigenen Stammregion einen großen Anschlag durchzuführen. Während bis zum Frühjahr 2022 nur drei Anschlagsversuche außerhalb der Stammregion dokumentiert waren, erhöhte sich die Zahl in den darauffolgenden zwölf Monaten auf neun. Zwischen März 2023 und März 2024 stieg sie sogar auf 22 (Quelle: Islamic State Worldwide Activity Map).
Das Tempo operationeller Planungen nimmt rapide zu, besonders in Westeuropa. Seit April 2020 hat der ISPK in Westeuropa fünf Anschläge versucht, drei davon allein im letzten Jahr.
Der ISPK hat nicht nur die Amerikaner im Visier. Von den fünf Anschlagsplänen richteten sich zwei gegen NATO-, US- oder militärische Ziele, einer gegen Christen (Dome in Köln und Wien) und zwei gegen “Ungläubige” oder “Feinde des Islam” — also Zivilisten in Europa.
Die operationelle Basis des ISPK in Europa ist Deutschland. Von den 26 Personen, die im Zusammenhang mit den fünf Anschlagsplänen festgenommen wurden, befanden sich 19 in Deutschland. Die meisten davon waren Tadschiken.
Für europäische Sicherheitsbehörden ist diese Gefahr (relativ) neu. Während man sich jahrelang auf den IS in Syrien und dem Irak konzentriert hat, repräsentiert der ISPK eine neue Herausforderung — nicht zuletzt sprachlich, denn seine Rekruten sprechen kaum Arabisch, sondern meist zentralasiatische Sprachen oder Russisch miteinander.
Zehn Jahre nach der Ausrufung des sogenannten “Kalifats” ist der IS nicht verschwunden, sondern anders geworden. Der ISPK ist das prominenteste Beispiel, und wenn wir eine neuerliche Terrowelle verhindern wollen, müssen wir dem Rechnung tragen. Genau dazu soll dieser Substack einen kleinen, aber wichtigen Beitrag leisten.
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