Nach Solingen: IS macht sich über Messerverbot lustig
Gruppe ruft zu Anschlägen mit Hämmern und „Geburtstagstorten" auf
Unter der Überschrift „Ein Dschihad in Europa” kommentiert der IS in der gestrigen Ausgabe des wöchentlichen Online-Newsletters al-Naba die Anschläge von Solingen — und kündigt weitere an. Mein Kollege und Mitstreiter Aymenn al-Tamimi fasst den Text exklusiv für Die Terrorlage hier zusammen:
Inmitten der jüngsten Angriffe des Islamischen Staates, die sowohl in Russland als auch in Deutschland verübt wurden, hat die Gruppe in der aktuellen Ausgabe ihres Newsletters al-Naba einen Leitartikel veröffentlicht, der den Titel „Ein Dschihad in Europa“ trägt.
Hier sind die wichtigsten Punkte:
Im Vordergrund des Artikels steht die vermeintliche Rechtfertigung des Anschlags, nämlich der Kampf gegen Israel. Der IS tut sich mit diesem Thema schwer, denn er hatte mit der Terroroffensive der Hamas vom 7. Oktober 2023 nichts zu tun, aber versucht dennoch, aus der weltweiten Mobilisierung, die ihr folgte, Kapital zu schlagen. (Mehr dazu hier.)
Laut IS ist bewaffneter Dschihad eine weit effektivere Option, um Druck auf westliche Regierungen auszüben, als „Hunderte von Demonstrationen”, die nichts erreicht hätten. Wer den IS für seine Anschläge kritisiere, müsse sagen, wie westliche Regierungen stattdessen davon überzeugt werden könnten, ihre Unterstützung für „die Juden” einzustellen. Statt sich über die Strategie des IS zu beschweren, sollten Muslime also weitere Anschläge durchführen — ganz besonders auf jüdische Ziele.
Der „Nutzen” von Angriffen wie dem in Solingen zeige sich in dem Terror und dem Schaden, den sie verursachten. Die Tatsache, dass in Deutschland jetzt über Messerverbote und Klingenlängen diskutiert würde, beweise die Unfähigkeit der „Ungläubigen”, solche Angriffe zu verhindern. Wörtlich heißt es:
Stellt Euch vor, wie das Messer – das in keinem Haushalt fehlt – zu einer Quelle des Terrors und Schadens geworden ist, die die deutsche Regierung jetzt sogar dazu veranlasst hat, „neue Einschränkungen für den Verkauf und Besitz von Messern“ zu fordern und die spezifische Klingenlänge auf „nicht mehr als sechs Zentimeter“ zu begrenzen, in der Hoffnung, dass das Messer nicht in die inneren Organe ihrer Bürger eindringt. Es scheint so, als hätten sie die Hoffnung aufgegeben, die Angriffe verhindern zu können, und sich daher entschieden, sich auf deren Regulierung zu beschränken! Wir sagen ihnen: Das Problem wird sich nicht auf das Messer beschränken, denn was ist mit einem Muslim, der die „Geburtstagstorte“ mit Sprengstoff präparieren kann! Seid ihr auch darauf vorbereitet, sie zu verbieten oder ihre Größe zu reduzieren?
Weiter unten im Text schreibt der IS, Muslime sollten die Möglichkeit nutzen, weitere Angriffe mit Werkzeugen wie Messern und Hämmern durchzuführen, da sie auf diese Weise dem Zugriff der Sicherheitsapparate entgehen und ihre Angriffe wiederholen könnten. Ganz zum Schluß heißt es: „Sei, oh Mudschahid, der ‘Mann des Hammers’, der seine Opfer zerstört und ihre Schädel zerschmettert, ohne eine Spur zu hinterlassen, die zu ihm führt — nicht aus Sorge um das eigene Leben, sondern damit man die Operation immer wieder wiederholen kann, bis man ist mit ihrem Blut gesättigt”.
Der Leitartikel ist Warnung und Drohung zugleich. Nach langer Zeit ist dem IS wieder ein erfolgreicher Anschlag im Westen gelungen. Dieses Momentum versucht er jetzt zu nutzen. Ob ihm dies gelingt, wird sich zeigen.
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